Mundatmung kann in verschiedenen Situationen und in unterschiedlichem Maße schädlich sein. Es ist wichtig zu verstehen, dass gelegentliche Mundatmung normal ist und nicht zwangsläufig zu schwerwiegenden Problemen führt. Der Organismus wechselt zur Mundatmung beispielsweise bei Anstrengung, Stress oder erhöhter emotionaler Beteiligung. Bestimmte Atemtechniken im Pranayama (Shitali, Shitkari) oder Methoden des verbundenen Atems (z.B.Holotropes Atmen) verwenden die bewusste Mundatmung um über einen bestimmten Zeitraum gewünschte Effekte zu erzielen.
Mundatmung wird dann als schlecht oder schädlich angesehen, wenn sie chronisch oder übermäßig wird und bestimmte negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Viele unserer Schülerinnen, Klientinnen und Workshop-Teilnehmerinnen haben uns berichtet, dass sie jahrelange gesundheitliche und mentale Probleme signifikant lindern oder sogar heilen konnten, nach dem sie sich der chronischen Mundatmung bewusst geworden sind und angefangen haben mit richtigem Atemtraining zur Nasenatmung zurückzukehren.
In diesem Artikel zeigen wir dir
Was sind die Folgen von chronischer Mundatmung?
Chronische Mundatmung kann, insbesondere wenn sie während des Schlafs auftritt oder mit anderen Gesundheitsproblemen verbunden ist, negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Hier sind einige potenzielle Schäden, die mit Mundatmung verbunden sein können:
1. Stress, Angstzustände und Panikattacken
Die chronische Mundatmung selbst kann zu einem erhöhten Stressniveau und zu Angstzuständen beitragen, da sie die Sauerstoffversorgung beeinträchtigen und das Gefühl der Atemnot verstärken kann. Dies kann zu einem Teufelskreis führen, bei dem die Mundatmung zu mehr Stress und Angst führt, was wiederum zu vermehrter Mundatmung führt. Mehr dazu findest du weiter unten im Artikel.
2. Atemwegsprobleme und erhöhte Infektionsgefahr
Mundatmung kann zu trockenen Schleimhäuten, Halsschmerzen, Husten und anderen Atemwegsirritationen führen. Während die Nase die eingeatmete Luft von Schmutzpartikeln, Staub, Allergenen und anderen potenziell schädlichen Substanzen filtert und reinigt, umgeht die Mundatmung diesen Reinigungsprozess, was zu einer erhöhten Belastung der Atemwege führen kann.
Die Nase befeuchtet die eingeatmete Luft, indem sie sie durch Schleimhäute leitet, was bei der Mundatmung nicht gelingt. Trockene Luft kann so die Schleimhäute austrocknen und Irritationen sowie Entzündungen der Atemwege, (z.B. der Rachenmandeln) verursachen.
Die Nase hilft dabei, die eingeatmete Luft auf die Körpertemperatur zu erwärmen. Wenn kalte Luft direkt durch den Mund eingeatmet wird, kann dies zu Reizungen der Atemwege führen. All das kann besonders problematisch sein für Menschen mit Asthma, Allergien oder anderen Atemwegserkrankungen.
Die Nasennebenhöhlen produzieren Stickstoffmonoxid, das eine wichtige Rolle bei der Erweiterung der Blutgefäße und der Regulation des Blutdrucks spielt. Durch die Mundatmung wird die Produktion dieses Gases reduziert, was sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann.
3. Schlafstörungen und Schlafapnoe
Mundatmung während des Schlafs kann zu Schnarchen, unruhigem Schlaf, nächtlichem Erwachen, obstruktiver Schlafapnoe und anderen Schlafstörungen führen, die die Schlafqualität beeinträchtigen und zu Müdigkeit und anderen körperlichen oder psychischen Gesundheitsproblemen während des Tages führen können.
Bei Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe führt die Mundatmung während des Schlafs zu Atemaussetzern oder einer verminderten Atmung. Dies kann wiederum zu einer schlechten Schlafqualität, Müdigkeit am Tag und langfristigen Gesundheitsproblemen wie Herzkrankheiten führen.
4. Zahn- und Kieferprobleme
Chronische Mundatmung kann zu Veränderungen in der Zahn- und Kieferentwicklung führen, einschließlich Zahnfehlstellungen, einem offenen Biss und einem schmalen Gaumen. Dies kann zu einem offenen Mund und einem unattraktiven Aussehen führen, was zu sozialem Unbehagen und psychologischen Auswirkungen führen kann.
5. Mundgesundheit
Mundatmung kann zu einem Rückgang des Speichelflusses und Mundtrockenheit führen, was das Risiko für Karies, Mundgeruch und Zahnfleischerkrankungen, wie Gingivitis und Parodontitis erhöhen kann.
6. Langfristige Gesundheitsrisiken
Chronische Mundatmung kann zu langfristigen gesundheitlichen Problemen führen, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes und anderen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden.
Wie hängt Mundatmung mit Stress und Angstzuständen zusammen?
Wir wissen bereits, dass Mundatmung direkt mit Stress, Angstzuständen und Panikattacken in Verbindung stehen kann, und es gibt mehrere Wege, wie diese Beziehung zustande kommen kann:
Physiologische Reaktion: Stress und Angst führen zu einer beschleunigten Atmung, wodurch Menschen dazu neigen können, vermehrt durch den Mund zu atmen, anstatt durch die Nase. Dies geschieht oft, wenn der Körper in den Kampf- oder Fluchtmodus übergeht und sich auf schnelle, flache Atmung konzentriert, um mehr Sauerstoff zuzuführen. Chronische Mundatmung kann das autonome Nervensystem beeinflussen und zu einer erhöhten Erregbarkeit führen. Dies kann die Schwelle für das Auftreten von Panikattacken senken und sie häufiger auftreten lassen.
Hyperventilation: Unter Stress oder in Angstzuständen kann es zu einer Hyperventilation (Überatmung) kommen, was bedeutet, dass jemand schneller und tiefer atmet als notwendig. Dies kann dazu führen, dass die Person vermehrt durch den Mund atmet, da die Nasenatmung möglicherweise nicht ausreicht, um den gesteigerten Sauerstoffbedarf zu decken. Hyperventilation ist ein häufiges Merkmal von Panikattacken und kann diese sogar auslösen oder verschlimmern. Die gesteigerte Atmung führt zu einem Ungleichgewicht im Kohlendioxidgehalt im Blut, was zu körperlichen Symptomen wie Schwindel, Herzrasen und Gefühlen der Beklemmung führen kann.
Schlechte Atemgewohnheiten: Wenn jemand ständig unter physischen oder mentalen Stress steht, dann kann dieser langfristige Stress zu einer Verschlechterung der Atemgewohnheiten und zu dysfunktionalen Atemmustern führen, einschließlich einer Tendenz zur Mundatmung. Menschen können dann unbewusst dazu neigen, ihren Mund zu öffnen und durch den Mund zu atmen, insbesondere wenn sie unter chronischem Stress oder Angst leiden.
Verstärkung von Stress und Angst: Die Mundatmung selbst kann zu einem erhöhten Stressniveau und zu Angstzuständen beitragen, da sie die Sauerstoffversorgung beeinträchtigen und das Gefühl der Atemnot verstärken kann. Dies kann zu einem Teufelskreis führen, bei dem die Mundatmung zu mehr Stress und Angst führt, was wiederum zu vermehrter Mundatmung führt.
Nicht alle Personen, die unter chronischer Mundatmung leiden, haben auch Panikattacken oder umgekehrt. Die Verbindung zwischen beiden kann individuell variieren und von anderen Faktoren wie genetischer Veranlagung, Lebensstil und anderen psychologischen oder physiologischen Bedingungen abhängen.
Es ist wichtig, Stress- und Angstbewältigungstechniken zu erlernen, die dabei helfen können, die Atemmuster zu regulieren und eine effektive Nasenatmung zu fördern. Dazu gehören Entspannungsübungen bewusstes Atmen, funktionelles Atemtraining, Achtsamkeitspraktiken und Meditation.
Was tun gegen chronische Mundatmung?
Es gibt mehrere Maßnahmen, die helfen können, Mundatmung zu reduzieren oder zu verhindern. Hier sind einige Tipps zur Frage "Was tun gegen chronischer Mundatmung":
1. Achtsamkeit auf deinen Atem
Bringe unter Tags regelmäßig dein Bewusstsein zu deinem Atem und erkenne, ob du gerade durch die Nase oder den Mund atmest. Wenn du dich bei der Mundatmung ertappst, schließe den Mund und nimm fünf bewusste Atemzüge durch die Nase. Das machst du jedes Mal, wenn du dich dabei ertappst.
2. Trainiere deine Nasenatmung
Das Trainieren der Nasenatmung kann viele gesundheitliche Vorteile bieten. Durch gezielte Atemübungen und -Techniken kann die Nasenatmung verbessert werden, was zu einer effizienteren Sauerstoffaufnahme, einer besseren Luftbefeuchtung und -Reinigung sowie einer erhöhten Produktion von Stickstoffmonoxid führen kann.
Jeder gute Breathwork-Coach und Atem-Trainer sollte ein fundiertes Wissen über die richtige und funktionelle Atmung haben. Deswegen bildet das FUNCTIONAL BREATH Teacher Training in unserem Breathwork Professional Ausbildungsprogramm die Basis. Hier führen wir dich durch eine Reihe von Atemtechniken, die auf die Verbesserung deiner Gesundheit und deines Wohlbefindens abzielen. Du lernst die biomechanischen, biochemischen und psychosozialen Hintergründe der dysfunktionalen Atmung im Detail kennen, sodass du deine Schülerinnen und Klientinnen noch tiefgreifender mit der sanften Kraft des Atems durch Prozesse der Veränderung führen kannst.
Einigen Menschen fällt es schwer durch die Nase zu atmen. Ein Grund dafür kann eine Nasenscheidewandverkrümmung sein. Hier kann man sich u.a. mit sogenannten Nasendilatatoren oder Nasenspreitzern behelfen. Dies sind kleine Geräte, die in die Nasenöffnungen eingeführt werden, um die Nasenwege zu öffnen und die Nasenatmung zu fördern. Sie bestehen in der Regel aus einem flexiblen Kunststoff oder Metall und werden in die Nasenlöcher eingeführt, um sie zu erweitern und Engpässe zu beseitigen und die Mundatmung zu reduzieren. Auch Nasenklammern und Nasenpflaster können bei der Behandlung von Nasenverstopfung, Schnarchen, obstruktiver Schlafapnoe und anderen Atemwegserkrankungen eingesetzt werden, um die Nasenatmung zu erleichtern und die Schlafqualität zu verbessern.
Eine andere weit verbreitete Ursache für eine verstopfte Nase ist tatsächlich die chronische Mundatmung, bei der die Nasennebenhöhlen verkümmern und sich gleichzeitig die Schleimbildung und Schwellung erhöht. In diesem Fall hat man mit gezieltem Atemtraining sehr gute Chancen, die Funktion der Nasenatmung zurück zu gewinnen.
Das kannst du tun, wenn du deine Nase freibekommen möchtest:
3. Mouth-Taping gegen nächtliche Mundatmung
Mouth-Taping ist eine Technik, bei der man vor dem Schlafengehen ein spezielles medizinisches Klebeband über den Mund klebt, um die Mundatmung während des Schlafs zu verhindern und die Nasenatmung zu fördern. Das Klebeband wird so angebracht, dass der Mund geschlossen bleibt und die Person dazu bringt, durch die Nase zu atmen. Dies kann dazu beitragen, Schnarchen zu reduzieren, die milde obstruktive Schlafapnoe zu behandeln und eine bessere Schlafqualität zu fördern.
Es ist wichtig, ein speziell für diesen Zweck entwickeltes Klebeband zu verwenden, das hautverträglich ist und leicht entfernt werden kann, um Hautirritationen zu vermeiden.
Mouth-Taping ist nicht für jeden geeignet und sollte vor der Anwendung mit einem qualifiziertem Atem-Trainer abgeklärt werden. Bevor man Mouth-Taping nachts ausprobiert, empfehlen wir, dass man damit beginnt, unter Tags das Klebeband anzubringen, um ein sicheres Gefühl dafür zu bekommen. Solltest du Fragen haben zu dieser Methode, dann kannst du dich direkt an uns wenden.
Wichtig: Es ist ratsam, einen Arzt zu konsultieren, um sicherzustellen, dass keine zugrunde liegenden gesundheitlichen Probleme vorliegen, die die Nasenatmung beeinträchtigen könnten.
Die gesündeste Form der Mundatmung:
Lachen! Davon dürfen wir definitiv mehr tun und am besten in Gemeinschaft. Kinder können uns da gute Lehrer sein.
In diesem Sinne wünschen wir dir viel Freude beim (Nasen)atmen und vermehrten Lachen!
Ressourcen:
Buch: "The Oxygen Advantage" von Patrick McKeown
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